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Blogtour Schwestern von Mitford Manor: Rezension und Interview mit Jessica Fellowes

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Werbung/Rezensionsexemplar

Hier klicken, um direkt zum Interview zu gelangen!

Das Buch wurde mir von Piper empfohlen und wurde vom Belfast Telegraph wie folgt beschrieben:

Die Schwestern von Mitford Manor erinnert sehr an Agatha Christie. Und ist perfekt für alle, denen ihre Dosis Downton Abbey fehlt.
Belfast Telegraph

Nachdem ich sowohl Agatha Christie mag und Downton Abbey wirklich vermisse, musste ich einfach mehr wissen. Und auch die Beschreibung sagte mir direkt zu: Wir befinden uns in London, zu Beginn der goldenen Zwanzigerjahre. Die 19-jährige Louisa Cannon schafft es, eine Anstellung als Kindermädchen bei den Mitfors zu ergattern. Einer glamourösen und skandalumwitterten Familie aus Oxfordshire, unter anderem verwandt mit Churchill und bei Nancy Mitford klingt es eventuell bei dem ein oder anderen von euch? Louisa wird Nancys Anstandsdame und Vertraute aller sechs Töchter des Hauses. Vor allem aber für Nancy, die nichts mehr liebt als das Abenteuer und gute Geschichten. Als Florence Nightingale Shore, eine Bekannte beziehungsweise Freundin der Familie, ermordet wird, beginnen die beiden, eigene Ermittlungen anzustellen. Schnell merken Sie, dass dahinter mehr steckt und viele nach den traumatischen Erlebnissen des Krieges Dinge verbergen möchten.

Ihr versteht, warum ich also sehr gerne zugestimmt habe, dass Buch zu lesen und Teil der Blogtour zu sein? Die Frage ist nun – wurde es dem gerecht? Gleich vorab – ja! Ich mochte das Buch wirklich sehr, trotz minimalem Minuspunkt hier oder da. Es ist so ein kuschelig, gemütliches Cozy Crime und “Wer hats getan” Buch, dass mich tatsächlich sowohl an Crime im Stil von Agatha Christie erinnerte und dank des Settings tatsächlich auch ein kleines Downton Abbey Gefühl zauberte. Der Schreibstil von Fellowes, die bereits einige Begleitbücher zu Downton Abbey veröffentlichte, ist wundervoll angenehm und hüllt einen ein bisschen wie eine warme Kuscheldecke an kalten Winterabenden ein. Was, wie ich finde, auch das perfekte Setting wäre, um das Buch zu lesen.

Was ich besonders toll finde: Die geschickte und kaum merkliche Verwebung von wahren Fakten und Personen mit dieser fiktiven Handlung des ja tatsächlich stattgefundenen Mordes am Patenkind von Florence Nightingale. So haben wir nicht nur ein paar historische und bekannte Persönlichkeiten, sondern lernen direkt noch etwas dazu (zumindest, wer Florence Nightingale Shore und die Mitfords noch nicht kannte). Klar wusste ich, wer Florence Nightingale ist. Dass sie aber ein Patenkind hat, wusste ich bis zum Nachwort nicht. Und so fühlte sich das komplette Buch für mich an, als wäre es komplett fiktiv. Doch der Mordfall um das Patenkind der berühmten Pflegerin und Krankenschwester, die im übrigens selber aufopferungsvoll ihr Leben der Tätigkeit als Krankenschwester widmete, ist tatsächlich passiert. Lediglich aufgeklärt wurde er in wahrem Leben nie. In Jessica Fellowes “Die Schwestern von Mitford Manor” wird er es aber nun doch endlich, natürlich fiktiv, aber umso spannender, ohne zu überfrachtet oder unglaubwürdig zu werden. Auch die Mitfords gibt es wirklich – Nancy Mitford mag der ein oder andrem Leseratte ja bekannt sein, die unter andrem “Englische Liebschaften” schrieb.

Ich mochte die ProtagonistenInnen alle sehr, sie wahren gut durchdacht, wenn auch teilweise eher nur oberflächlich gezeichnet. Lediglich Louisa, Nancy und auch Guy Sullivan lernen wir näher kennen. Aber auch über Florence und ihre Zeit in Ypern erfahren wir dank einiger Briefe einige Hintergründe. Ein kleiner Minuspunkt kam dazu, denn Louisa macht für mich zwischendurch mal einen zu krassen charakterlichen Sprung, der nicht so ganz passen will, weil er auch nicht richtig nachvollziehbar dargestellt ist. Außerdem haben die Mitford Schwestern gar nicht so wahnsinnig viel mit der gesamten Geschichte zu tun, sind doch die Hauptprotagonisten meiner Meinung nach Florence, Guy und Louisa, weshalb der Titel im Grunde etwas irreführend ist. Allerdings wird es ja eine Reihe, also harren wir mal der Dinge, die da noch kommen. Dem Spaß am Buch im Gesamten konnte es dennoch nichts anhaben.

Der Plot und die Entwicklungen waren gut durchdacht, wenn auch hier und da etwas holprig und zu sprunghaft. Für mich war es alles in allem eine gemütliche Cozy Crime Erzählung. Übermäßig Spannung darf man hier also nicht erwarten, sondern eher eine Escape-Room-mäßige Handlung mit einem für mich überraschenden Ende.

Gute Unterhaltung/Lektüre

Werbung – Angaben zum Buch: Piper, 496 Seiten, 2018, Übersetzung: Andrea Brandl, ISBN: 978-3-86612-452-3


Interview mit Jessica Fellowes

© privat

Jessica Fellowes wurde durch ihre Begleitbücher zur weltberühmten Serie “Downton Abbey” bekannt. Sie arbeitet als Journalistin und Referentin. Früher war sie als stellvertretende Chefredakteurin bei Country Life tätig. Sie ist die Nichte von Julian Fellowes, der Schaupieler, Romanautor und Verfasser der Drehbücher zu Downton Abbey. Jessica Fellowes lebt in Oxfordershire, gemeinsam mit ihrer Familie, zwei Hühnern und einem Labradoodle. Die Schwestern von Mitford Manor, englisch The Mitford Murders, ist ihr erster Roman, zudem sie uns ein paar Fragen beantwortet hat:

What inspired you to write The Mitford Murders?

Was hat Sie inspiriert, Die Mitford-Manor Geschichte zu schreiben?

After I had completed my work on the five Downton Abbey books, I had a notion that I’d like to write a novel set in the 1920s. Luckily for me, I was approached by Ed Wood, my editor, who asked if I’d like to write a vintage crime series, with the Mitford family as the central characters. I knew the Mitfords well, of course, and could see immediately how they would work as the perfect hooks for a series set between the wars.

Nachdem ich meine Arbeit an den fünf Büchern der Downton Abbey abgeschlossen hatte, hatte ich die Idee, dass ich einen Roman schreiben möchte, der in den 1920er Jahren spielt. Glücklicherweise wurde ich von Ed Wood, meinem Editor, angesprochen, der mich fragte, ob ich eine klassische Krimiserie mit der Familie Mitford als Hauptfiguren schreiben möchte. Ich kannte die Mitfords natürlich gut und konnte mit direkt vorstellen, wie sie den perfekten Aufhänger für eine Serie bieten könnten, die zwischen den beiden Weltkriegen spielt.

Why did you choose the Mitford Girls and Florence Nightingale Shore for your first Novel?

Warum haben Sie die Mitford Girls und Florence Nightingale Shore für Ihren ersten Roman gewählt?

Each of the six Mitford sisters represents, in her own way, something of the between-the-wars era: the wit, the glamour, the politics, the aristocracy. In having them as the central focus of a novel, they illustrate a theme but with authenticity and truth. The murder of Florence Nightingale Shore happened at just the time I wanted to write about and had the added intrigue that it officially remains unsolved to this day.

Jede der sechs Mitford-Schwestern repräsentiert auf ihre Weise etwas aus der Zwischenkriegszeit: den Witz, den Glamour, die Politik, die Aristokratie. Indem sie im Mittelpunkt eines Romans stehen, illustrieren sie ein Thema, aber mit Authentizität und Wahrheit. Der Mord an Florence Nightingale Shore geschah genau zu der Zeit, über die ich schreiben wollte. Besonders verlocken war zudem, dass der Mord bis heute offiziell als ungelöst gilt.

What inspires you most about the golden twenties?

Was hat sie an den goldenen 20iger Jahren am meisten inspiriert?

So much! It was in many ways the beginning of what we would now call the modern age, and came in the wake of a terrible war. The war itself acted as a catalyst for many changes and developments in society and technology that had slowly begun at the turn of the century. It was as if, in a rush, you had electricity, telephones, cars, aeroplanes, women voting and an upsurge of socialist strength. At the same time, it wasn’t long before the depression and the certainty of a second war became obvious. Women who had lost their fathers, uncles, brothers and friends to the first war soon realised they would be sending their sons to the second. It created a heady mix of guilt and grief, alongside hedonism: a feeling that life was short and brutish, so what the hell? Hence jazz and nightclubs reaching their zenith. Into this mix, we can add the increasingly visible role of women, now voting as well as working to support themselves as there was so many fewer men around to marry. Their mothers and grandmothers could offer little guidance, so they were true pioneers and we have them to thank for advancing feminism.

So viel! Es war in vielerlei Hinsicht der Beginn dessen, was wir heute die Moderne nennen würden, und kam nach einem schrecklichen Krieg. Der Krieg selbst wirkte als Katalysator für viele Veränderungen und Entwicklungen in Gesellschaft und Technik, die um die Jahrhundertwende begonnen hatten. Es war, als hätten von heute auf morgen plötzlich Strom, Telefone, Autos, Flugzeuge, Frauenwahlrecht und einen Aufschwung sozialistischer Kräfte gegeben. Gleichzeitig dauerte es nicht lange, bis die Depression und die Gewissheit eines zweiten Krieges deutlich wurden. Frauen, die ihre Väter, Onkel, Brüder und Freunde durch den ersten Krieg verloren hatten, erkannten bald, dass sie ihre Söhne in den zweiten schicken würden. Es schuf eine berauschende Mischung aus Schuld und Trauer, neben dem Hedonismus: ein Gefühl, dass das Leben kurz und brutal war, also was soll’s? So erreichten Jazz und Nachtclubs ihren Höhepunkt. Dieser Mischung können wir die immer sichtbarere Rolle der Frauen hinzufügen, die jetzt wählen durften und sich selbst durschlagen mussten, da es so viel weniger Männer zu heiraten gab. Ihre Mütter und Großmütter konnten wenig Orientierung bieten, also waren sie wahre Pioniere und wir haben ihnen zu verdanken, dass sie den Feminismus vorangetrieben haben.

Why are Louisa and Guy Sullivan the true heroes and not the Mitford Girls themselves?

Warum sind Louisa und Guy Sullivan die wahren Helden und nicht die Mitford Girls selbst?

Partly because the way the series works is that each novel has a different Mitford sister as the main focus, so I wanted characters to pull the whole together. But also because as witty and glamorous as the sisters can be, they are not always terribly likeable (and I certainly struggle with their politics) so I wanted sympathetic characters who may have flaws but who we can all ultimately root for. I have to spend a lot of time with them… I wanted people I liked!

Teilweise, weil die Art und Weise, wie die Serie funktioniert, ist, dass jeder Roman eine andere Mitford-Schwester als Hauptfokus hat, also wollte ich, dass die Charaktere das Ganze zusammenhalten. Aber auch, weil, so witzig und glamourös die Schwestern auch sein können, sie sind nicht immer sehr sympathisch (und ich hadere mit ihrer Politik), also wollte ich sympathische Charaktere, die vielleicht Fehler haben, aber mit denen wir alle mitfiebern können. Ich muss viel Zeit mit ihnen verbringen…. Ich wollte Leute, die ich mag!

How do the class differences affect your characters? And why did you choose to bring the different classes together?

Wie wirken sich die Klassenunterschiede auf Ihre Charaktere aus? Und warum haben Sie sich dafür entschieden, die verschiedenen Klassen zusammenzubringen?

At that time, in the 1920s, the class structure as it had been for the previous century or two was beginning to change, if slowly. One of the crucial developments was that the working classes were becoming better educated (thanks to new laws passed at the end of the Victorian era) and, because of the war, had gone outside their usual realms. A soldier who had been sent to France or Africa saw more of life than existed in his hometown or village. Furthermore, with radio and cinema they learned more of the world. It made the working classes realise that they had more choices than their parents or grandparents had had. It made them more ambitious, and the strengthening of the socialist parties started to enable their ambition. It was still tough and there was a long way to go – particularly with the knockback of the Depression – but it was the start. I wanted to explore how Guy and Louisa might confront such new choices, heightened by their being so close to the aristocracy, who had a whole different set of choices to navigate, from a privileged position.

Damals, in den 1920er Jahren, begann sich die Klassenstruktur, wie sie in den letzten ein oder zwei Jahrhunderten war, zu verändern, wenn auch langsam. Eine der entscheidenden Entwicklungen war, dass die Arbeiterklasse besser ausgebildet wurde (dank neuer Gesetze, die am Ende der viktorianischen Ära verabschiedet wurden) und wegen des Krieges aus ihrem gewohnten Bereich herausgekommen war. Ein Soldat, der nach Frankreich oder Afrika geschickt worden war, sah mehr vom Leben, als in seiner Heimatstadt oder seinem Dorf existierte. Außerdem lernten sie mit Radio und Kino mehr von der Welt. Es ließ die Arbeiterklasse erkennen, dass sie mehr Wahlmöglichkeiten hatte als ihre Eltern oder Großeltern. Es machte sie ehrgeiziger, und die Stärkung der sozialistischen Parteien begann, ihren Ehrgeiz zu ermöglichen. Es war immer noch hart und es war ein langer Weg – vor allem mit dem Rückschlag der Depression – aber es war der Anfang. Ich wollte erforschen, wie Guy und Louisa solche neuen Entscheidungen treffen konnten, die durch ihre Nähe zur Aristokratie, die von einer privilegierten Position aus eine ganz andere Auswahl zu treffen hatte, noch gestärkt wurden.

How many more adventures with Louisa can we expect and will they always include the Mitford Girls?

Wie viele Abenteuer mit Louisa können wir noch erwarten und werden sie immer die Mitford Girls beinhalten?

So long as people keep reading, I’ll keep writing! If all goes to plan, there will be a novel for each of the six Mitford sisters and possibly one for the brother, Tom, too. Each one moves us into another time, another set of concerns and feels, for me at least, very fresh and exciting. I’m now researching the third novel, with Diana Mitford, and feel just as nervous and gripped by the era as I was for the first. I’m a very lucky novelist.

Solange die Leute weiterlesen, werde ich weiter schreiben! Wenn alles nach Plan läuft, wird es für jede der sechs Mitford-Schwestern einen Roman geben und möglicherweise auch für den Bruder Tom. Jeder bringt uns in eine andere Zeit, zu anderen Sorgen und fühlt sich, zumindest für mich, sehr frisch und aufregend an. Ich recherchiere jetzt den dritten Roman mit Diana Mitford und fühle mich genauso nervös und ergriffen von der Zeit wie beim ersten Mal. Ich bin eine sehr glückliche Schriftstellerin.


Weitere Beiträge zur Blogtour:

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